Kurzanleitung zum Blitzscheinern


Themen-Übersicht

Begrüßung
Das Prinzip meiner Methode
Ach ja, das Excel
Für wen bietet sie sich an ?

Zu guter Letzt, zum Video und zum Excel-Download

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Zuerst mal ein fröhliches Moin vom Helmut aus Hamburg

Als Antiquität aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts beobachte ich die Sterne schon weit über 50 Jahre. Ich bin aber eher der Hobby-Sterngucker. Mir genügt die Schönheit des Himmels beim Spaziergang, oder auch mal visuell mit einem Dobson vom Balkon. Fotografisch bin ich auch eher mit Stimmungsbildern und Videos dabei. Ein Hobby muss ja nicht in Arbeit ausarten.

In den Astro-Foren habe ich immer wieder von verschiedenen Probleme bein Einnorden gelesen. Das weckte meinen sportlichen Ehrgeiz und ich machte mich daran, eine Routine für die Polausrichtung ohne Sicht auf den Polarstern zu entwickeln die auch nichts kostet.
Dabei herausgekommen ist eine ans Scheinern erinnernde Methode, die aber bei fast gleicher Genauigkeit viel schneller ist. Und wie beim Scheinern kann auch hier auf einen Polsucher, und die Krabbelei darunter, verzichtet werden.

Leider bin ich kein Pädagoge und daher ist mein Video zur Einführung wohl zu unverständlich geraten. Jedenfalls entnehme ich das aus einigen Antworten in den Foren. Aus diesem Grund schicke ich jetzt noch diese Kurzanleitung hinterher. Hier erkläre ich meine Methode ganz oberflächlich, nur auf das Wesentliche konzentriert. Wer tiefer einsteigen will schaut sich das Video an. Der Link dazu ist am Ende dieser Seite.

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Das Prinzip meiner Methode

Kurz gesagt, ich scheinere. Aber statt einen Stern stundenlang auf einem Strich zu verfolgen, schwenke ich die Stundenachse dahin, wo dieser Stern in einigen Stunden stehen muss und messe an einem anderen Stern die Abweichung. Dadurch kann ich so genau sein wie sehr langes Scheinern, aber ohne die Wartezeiten.
Um das verdeutlichen, gehe ich mal von einer Ideal-Vorstellung aus. Da habe ich 3 Sterne der absolut gleichen Deklination, einen östlich weit vor dem Meridian, einen nahe am Meridian und einen westlich, weit nach dem Meridian-Durchgang. Ich weiß ja, dass der Oststern im Laufe der Zeit einmal genau da stehen wird, wo jetzt der Südstern steht und noch später genau an dem Platz, den jetzt noch der Weststern ziert. Nach dem Zentrieren des Oststerns z.B. in einem Fadenkreuz muss ich also nicht, wie beim Scheinern, solange warten, bis er von der gewünschten Linie abweicht. Ich drehe einfach die Stundenachse vorwärts.
Bei einer genau eingenordeten Montierung würde ich beim Schwenken meine Sterne im Süden und Westen genau mittig ins Fadenkreuz bekommen. Das ist natürlich nicht der Fall, also muss ich Azimut, über Ost- oder Weststern, und die Polhöhe über den Südstern solange korrigieren, bis alle 3 Sterne bei einem Schwenk genau auf gleicher Höhe durch den Sichtbereich laufen.

Und nun Schritt für Schritt - immer noch bezogen auf den Idealfall, alle Sterne mit gleicher Deklination.

Zu Anfang bringe ich das Stativ Pi mal Daumen in die richtige Richtung und suche mir, wie auch beim Scheinern, irgendeinen Stern nahe am Meridian und nahe am Himmelsäquator. Mit diesem richte ich durch leichtes Hin- und Herpendeln mein Display oder Fadenkreuz parallel zur Sternbewegung aus. Dann überprüfe ich mit einem Schwenk der Stundenachse, ob mein östlicher und westlicher Stern gleich hoch im Blickfeld zu sehen sind. Der Bogen meines Schwenkbereichs sieht dann aber eher so aus wie auf der Abbildung links.

Im 2. Schritt bringe ich Ost- und Weststern in die richtigen Positionen zueinander. Das geschieht grob durch Drehen des Stativs, und fein durch die Stellschrauben für Azimut. Das Ergebnis könnte der Abbildung entsprechen. Der Schwenkbereich zeigt hier, dass der südliche Stern noch nicht auf gleicher Höhe ist.

Der Südstern wird zuletzt über die Polhöhe korrigiert. Dann geht es nochmal zurück zum 2. Schritt mit einer erneuten Überprüfung der äußeren Sterne. Das wird solange wiederholt, bis mein Schwenkbogen ähnlich wie in der Abbildung aussieht. Nun laufen alle 3 Sterne in gleicher Höhe durchs Sichtfeld. Damit ist erfolgreich eingenordet.

Also recht einfach bei gleicher Deklination, aaaber - leider ist der Himmel kein Wunschkonzert. Die absolut gleichen Deklinationen bei Sternen mit brauchbarer Helligkeit gibt es nicht. Also muss ich mich auf Sterne beziehen, deren Deklinations-Unterschiede kleiner sind als das Sichtfeld meines Displays oder Okulars. Dadurch kann ich leider jetzt nicht mehr mit gleicher Höhe im Sichtbereich arbeiten.

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Die besten Ergebnisse erreiche ich, in dem ich die Differenzen der Sterne vergleiche, die am weitesten voneinander entfernt stehen. Also zuerst Ost gegen West und dann Süd gegen den weiter entfernten. Die dritte Differenz ist dann automatisch auch richtig. Habe ich beispielsweise den Oststern mit 4' Deklination, Süd mit 5' und West mit 1', dann ist richtig eingenordet wenn beim Schwenk Ost 1' tiefer als Süd und 3' höher als West im Sichtfeld erscheint. Das genaue Vorgehen dazu erkläre ich im Video.

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Ach ja, das Excel

Das schreckt wohl am meisten ab - aber es geht auch ohne. Wenn ich 3 passende Sterne und ihre aktuellen Deklinationen habe, die ich ja jederzeit über Stellarium bekomme, kann ich mir die Differenzen auch selbst errechnen.
Das Excel ist nur dabei, um die Rechnereien mit den Differenzen und deren Größe in meinen Messfeldern zu übernehmen. Außerdem habe ich darin Gruppen von Sternen mit kleinen Deklinations-Unterschieden zusammengestellt um für jede Zeit welche zu haben. Von denen schlägt mir das Excel dann die Passenden laut Datum und Uhrzeit vor.
Und selbst wenn ich das Excel brauche, muss ich keinen Laptop mit ins Feld nehmen. Ich suche mir zuhause meine Sterne für die Poljustierung aus, und schreibe mir die Differenzen auf oder fotografiere sie mit dem Handy ab - siehe Abbildung.

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Für wen bietet sich meine Methode an ?

Zuerst denke ich da an alle, die bisher scheinern, denn handwerklich ist eigentlich vieles gleich. Beim Scheinern brauche ich ja auch ein Okular oder ein Display mit der Möglichkeit kleine Distanzen zu vermessen. Außerdem gehört auch das Schwenken der Stundenachse dazu.
Durch den deutlich geringeren Zeitaufwand ist es jetzt möglich, mit dieser Methode auch bei einem Außeneinsatz schnell und präzise einzunorden.

Dann fallen mir noch die Balkonauten ein. Die haben zwar oft einen freien Blick nach Süden. Der Norden, und damit der Polarstern, wird allerdings vom Haus verdeckt. Die haben es mit dieser Methode noch etwas einfacher, weil sie die Polhöhe nicht jedesmal neu einstellen müssen.

Nicht zuletzt kann es allen Sternfreunden, die wie ich schon 10 Minuten älter sind, mühsames Kriechen und Halsverrenken unter einem Polsucher ersparen. Mit Kochab gehts zwar schneller, aber Nordefix ist bequemer und kann genauer sein.

Selbst Beobachter auf der Südhalbkugel können profitieren. Der Pol ist dort ja nicht so einfach zu finden wie bei uns. Allerdings müssen die dann mit dem geografischen Längengrad "spielen" bis Uhrzeit und Sternzeit zusammenpassen. Und auch wenn der Meridian dort im Norden ist, habe ich das "s" im Excel so gelassen. Es steht in diesem Fall eben für Norden.

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Zu guter Letzt

So, wer mehr wissen will, dem empfehle ich, sich mein Video trotz Überlänge anzusehen. Zum gezielten Einstieg habe ich ihm bei Sekunde 40 einen Index verpasst. Und zum praktischen Üben der Einnordung sind selbst mondhelle Nächte mal zu was Nutze. Auch bei meinen Testversuchen hat mir der Mond oft Gesellschaft geleistet.

Hier gehts zum Video und hier zum Excel-Download. xlsx oder xls

... und nun wünsche ich euch viel Erfolg


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